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Aufgewachsen als fünftes Kind in einer Großfamilie auf einem kleinen Bauernhof, war ich schon früh in Kontakt mit der Natur und den mich umgebenden Klängen. Ich erinnere noch die Erfahrung, als kleiner Stöpsel mit meinem Vater pfeifend über die Felder und Wiesen zu streifen, begleitet vom Gesang der Welt: dem Vogelzwitschern, dem Rauschen der Bäume, dem Läuten der Glocken in der Ferne; Schwingungen, die alles durchströmten – eine meiner ersten bewussten Resonanzerfahrungen. Als Kind und Jugendlichen beseelte mich zudem das Singen in Gemeinschaft und schenkte mir wohlige Momente der Freude und des Erfülltseins. Ebenso konnte ich im Klavierspiel ganz tief in mein Inneres abtauchen und kam mit meiner Gefühlswelt in Kontakt. Nicht nur in den wogenden Zeiten als Teenager war dies für mich unermesslich bereichernd. Alles in allem spürte ich schon früh die Wirkung von Resonanz und intuitiv verband ich schon damals Klang, Stimme, Bewegung und Transzendenz miteinander und erfuhr ihre wohltuende Kraft.
Etwas verschüttet ging dieser empfindsame Zugang zwischenzeitlich durch meine Studienzeiten. Zum einen wegen meines Anspruches, ein „echter“ klassischer Musiker zu werden; zum anderen, da der Verstand während meiner universitären Zeit, in der ich auch in den Fächern Geographie, Geschichte und Theologie einen Studienabschluss erwarb, die Vorrangstellung über mein restliches Wesen zu erlangen versuchte. Gottlob hatte ich schon bald das Glück, Teil eines Teams zu sein, das ein reformpädagogisches Gymnasium neu gründete. Hier konnte ich Schule, wie ich sie mir wünschte, mitgestalten und über ein Jahrzehnt lang meinen Herzensthemen Raum geben: So gelang es mir u.a. als Religionslehrer, der ich Religion vom lateinischen Wortstamm her („religare“) als „Rückbindung“ verstand, eine lebendig gelebte Spiritualität in den Unterricht zu integrieren; u.a. durch Elemente der Atem- und Bewegungsmeditation. Zugleich stellte ich als Musikpädagoge den aktiv-spielerischen Zugang zur Musik in den Mittelpunkt meines Unterrichtens. Als engagierter Chorleiter mehrerer Ensembles war mir Freude am Klingen und Singen ein zentrales Anliegen.
Im Laufe der Jahre verspürte ich zunehmend das Bedürfnis zur schlichteren, intuitiven Musik, zum einfachen, schöpferischen, bewegenden Singen, Klingen und Tönen, zum tiefen Ent*falten der in uns seienden und uns umgebenden Schwingungen; Schwingungen, die wir oft nicht wahrnehmen und damit ihr Potential verschüttet bleibt; Schwingungen, die leichter erlebbar werden, wenn wir in Gemeinschaft klingen. Was ich damit meine, drückt anschaulich der Trompeter, Komponist und Klangkünstler Markus Stockhausen aus:
„Das Selbst ist nicht getrennt vom Ganzen. Obwohl man sich selbst als Individualität erlebt, fühlt man sich doch gleichzeitig verbunden. Man transzendiert die Identifikation mit der eigenen Persönlichkeit, mit dem eigenen Denken, mit dem eigenen Wollen und begibt sich in einen größeren Raum. Da verschmelzen die Klänge, und wenn zwanzig, dreißig, vierzig Menschen zusammen tönen, ist das ein wunderbarer Klang und man kommt in ein absolutes Jetztgefühl, man kommt in etwas größeres Gemeinsames hinein, was jenseits dessen ist, was man mit Worten benennen kann. Das ist vielleicht der Beginn einer mystischen Erfahrung.“
Vor diesem Hintergrund wurde es mir mehr und mehr ein Anliegen, Menschen mit ihren ursprünglichen Gaben, ihrem inneren Kern und ihrem beseelten Leib in Verbindung zu bringen; mit sich wahrhaftig in Resonanz zu kommen.
Resonanzerfahrungen stoßen immer wieder heilende Prozesse in Körper, Geist und Seele an; und dies – da uns die Wellenartigkeit des Lebensflusses erfahrungsgemäß zunehmend mit wachsendem Lebensalter begegnet – im Besonderen bei gereifteren Menschen. Daher setze ich das, was ich über längere Zeit vornehmlich nur mit Kindern und Jugendlichen tat, mittlerweile verstärkt mit erwachsenen Menschen um.
Für meine eigene Entwicklung war es zudem einschneidend und prägend, auch selbst in eine Krisenphase gelangt zu sein, die mich massiv durchschüttelte und mir Momente des „zu*Grund*gehens“ nicht ersparte. Dabei auch mit eigenem Versagen konfrontiert worden zu sein, war schmerzhaft und herausfordernd; zugleich hilft mir dies rückblickend, Menschen noch behutsamer begleitend zur Seite stehen zu können.
Weitere Erfahrungen und Einsichten der letzten Jahre, die mich geprägt haben, sind unter anderem:
Künstlerisches, musisches, kreatives, naturverbundenes, spirituelles und therapeutisches Wirken können sich auf einzigartige Weise ergänzen und Synergien bilden. Aus all diesen Bereiche durfte ich irdischen Wegbereiterinnen undWegbereitern begegnen, die mich vielfach inspirierten und denen ich von Herzen danken möchte:
„Ich bin Leben, inmitten von Leben, das leben will.“
(Text und Komposition: Christian Strupp)